28.03.2014
Klosterkammer fördert Konfliktschlichter
Der hannoversche Verein Waage bildet Mediatoren mit Migrationshintergrund aus
Über fünf Jahre werden insgesamt zehn ehrenamtliche Mediatoren mit Migrationshintergrund von dem Verein „Waage Hannover“ ausgebildet. Neben Sprachbarrieren können sie auch kulturelle Unterschiede überwinden. Gefördert wird das Projekt von der Klosterkammer Hannover mit insgesamt 45.000 Euro. „Die Qualifizierung von ehrenamtlich engagierten Menschen hat für uns einen hohen Stellenwert“, betont Klosterkammer-Präsident Hans-Christian Biallas.
Katarzyna Blin-Silogava hat Sozialwissenschaften in Hannover studiert, arbeitet in einer Flüchtlingsunterkunft und darf sich nun Mediatorin nennen. Die Frau mit polnischen Wurzeln hat als eine der ersten Stipendiaten im März 2014 die Ausbildung bei dem Verein für Konfliktschlichtung und Wiedergutmachung absolviert – zusammen mit Aziz Karaköse, der türkische Wurzeln hat. Die Stipendiaten verpflichten sich, nach ihrer Ausbildung drei Jahre ehrenamtlich für die Waage zu arbeiten. Um den Aspekt der Interkulturalität in der Mediationspraxis zu verankern, wird ein Netzwerk an Kooperationspartnern aufgebaut.
„Es geht um Kommunikationsfähigkeit, weltanschauliche Toleranz und Lebenserfahrung – eine bestimmte Ausbildung ist nicht vorausgesetzt“, erklärt der erste Vorsitzende der Waage, Prof. Dr. Thomas Trenczek. Die ehrenamtlichen Kräfte begleiten die hauptamtlichen oder arbeiten in Teams von zwei Personen. Die Ausbildung orientiert sich an den Standards der Fachverbände. Sie läuft rund ein Jahr lang berufsbegleitend jeweils freitags und samstags in Blöcken. Über insgesamt 220 Stunden werden die Mediatoren in einem Grund- und einem Aufbaukurs geschult.
Seit Anfang der 1990er-Jahre ist der Verein Waage e.V. aktiv und hat bereits vor zehn Jahren begonnen, auch ehrenamtliche Mediatoren auszubilden. Mittlerweile kommen zu den vier hauptamtlichen Mitarbeitern im Verein zwei Honorarkräfte und 15 ehrenamtliche Helfer hinzu. Weil rund ein Drittel der Klienten Migrationshintergrund haben, wurde das aktuelle Projekt ins Leben gerufen. Zwar könnten auch Dolmetscher bei einer Mediation helfen, jedoch gehe durch die Übersetzung viel verloren. „Aber wenn die Klienten sich in der Muttersprache ausdrücken können, äußern sie sich offener“, sagt die Rechtsanwältin Elif Gencay-Drews aus dem Vereinsvorstand. Neben den Sprachkenntnissen helfe oft auch das Wissen um die kulturellen Unterschiede bei der Vermittlung. (lah)