03.07.2013
Japanisches Fernsehen zu Gast im Kloster Wienhausen
Älteste erhaltene Brillen der Welt wurden auf dem Nonnenchor gefunden
Recherchearbeiten zur "Geschichte der Brille" brachte das japanische Fernsehen nach Wienhausen: Dort interviewte Saeko Konishi vom öffentlichen Fernsehsender NHK Wolfgang Brandis, den Archivar der Lüneburger Klöster, sowie Corinna Lohse, Restauratorin der Klosterkammer Hannover. "In Wienhausen wurden im Jahr 1953 zahlreiche Brillen gefunden - Modelle, die Mitte des 14. Jahrhunderts hergestellt worden sind, bis zu Augengläsern aus dem 18. Jahrhundert", erläutert Wolfgang Brandis. Seit dem legendären Fund auf dem Nonnenchor im Jahr 1953 ist das Kloster Wienhausen im Besitz der ältesten erhaltenen Brillen der Welt.
Drei verschiedene Brillen-Generationen liegen im Kloster Wienhausen hinter Glas-Vitrinen. "Die älteste, so genannte Niet-Brille war vorher nur von Bildern bekannt, beispielsweise auf einem Fresko von Thomas von Modena aus dem Jahr 1352. Es zeigt den Kardinal Hugo von Provence im Dominikaner-Kloster in Treviso", sagt Restauratorin Corinna Lohse.
Insgesamt acht Stunden drehte das japanische Fernsehteam am 1. Juli 2013 hinter Wienhausens dicken Klostermauern. Besonders beeindruckt war die Crew vom Fundort der Brillen: dem mit gotischen Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert geschmückten und mit Buntglasfenstern gesäumten Nonnenchors des Klosters. Unter dem Chorgestühl waren im Jahr 1953 etliche mittelalterliche Fundstücke zutage gekommen - darunter auch die Brillen. Ob die Gegenstände versehentlich oder mit Absicht in den Hohlraum unter den knapp 700 Jahre alten Eichenbohlen kamen, ist nicht bekannt. "Die damalige Äbtissin Luise Friedrichs und der hauptamtliche Klosterverwalter Fritz Kalthoff hatten damals die Idee, die Bohlen anheben zu lassen und nachzusehen", so Wolfgang Brandis. Was unter der dicken Staubschicht hervor kam, lässt sich heute noch sehen: Im japanischen Fernsehen wird der Beitrag am 7. August 2013 ab 22 Uhr auf NHK ausgestrahlt.