Ausstellung im Landesmuseum
Im Jubiläumsjahr 2018 zeigte das Niedersächsische Landesmuseum Hannover eine Ausstellung zur Klosterkammer Hannover. Spuren klösterlichen Lebens aus mehreren Jahrhunderten galt es zu entdecken.
Vom 20. April bis zum 12. August 2018 war im Landesmuseum Hannover die Ausstellung „Schatzhüterin. 200 Jahre Klosterkammer Hannover“ zu sehen.
Zu dem weltweit einmaligen Schatz niedersächsischer Frauenklöster und Damenstifte gehören kostbare Kunstwerke, die im Gottesdienst oder beim Gebet benutzt werden, aber auch vielfältige Zeugnisse der Arbeit und des täglichen Lebens. Vom vergoldeten Äbtissinnenstab über das gemalte oder gedruckte Andachtsbild bis hin zur ältesten Brille der Welt erlaubten es unterschiedliche Gegenstände, mehr über die Lebenswelt im Kloster zu erfahren. Viele von ihnen waren erstmals außerhalb der Klöster und Stifte zu sehen.
Hinter den Objekten stehen die Frauen in den Klöstern: Was waren das für Menschen, die einen Messkelch anfertigen ließen, Medizin kochten, fromme Bücher schrieben oder sich mit dem Verwalter um Holzlieferungen stritten? Was unterscheidet eine katholische Nonne des Jahres 1500 von einer evangelischen Konventualin heute, und was verbindet sie? Warum gingen und gehen engagierte Frauen ins Kloster? Mehr als 170 Objekte waren im Landesmuseum zu sehen, so dass sich Besucherinnen und Besucher ein Bild vom Klosterleben machen konnten.
Dass wir uns heute über die Schätze aus den Klöstern freuen dürfen, ist nicht selbstverständlich. Vielerorts wurden mit der Reformation die Klöster aufgelöst und ihre Güter eingezogen. Im heutigen Niedersachsen blieben viele bestehen, gaben die Ordensregeln auf und wurden evangelisch. Einige von ihnen sind heute noch belebt und Orte aktiven geistlichen Lebens engagierter Frauen. Seit ihrer Gründung 1818 sorgt die Klosterkammer Hannover dafür, dass die von ihr betreuten Klöster lebendige Orte bleiben und ihre Schätze auch noch in ferner Zukunft bewundert werden können.
„Durch die lange zurückreichende Geschichte der Klöster sind Gegenstände aus zehn Jahrhunderten erhalten geblieben. Das ist ein einmaliger Bestand, der viel über das klösterliche Leben verrät“, sagte Kunsthistoriker Dr. Jens Reiche. Als Kurator lag die Vorbereitung der Ausstellung seit Mai 2015 in seinen Händen, die in enger Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesmuseum Hannover entstanden ist.
Die Ausstellung stellte auch die abwechslungsreiche Geschichte der Klosterkammer und ihre aktuellen Aufgaben vor. In vier kurzen Filmen lernten Besucherinnen und Besucher einige Konventualinnen in den Klöstern und ihren Tagesablauf kennen, erfuhren aber auch etwas über die Arbeitsweise der unterschiedlichen Abteilungen der Klosterkammer. Die Filme sind auf dieser Internetseite unter dem Stichwort „Schatzhüterin“ im Bereich Filmbeiträge verfügbar.
-
Anfangs- und Endpunkt: Gegen den Uhrzeigersinn startete der Rundgang durch die Ausstellung „Schatzhüterin“ zu 200 Jahren Klosterkammer Hannover. Zum Abschluss konnten Gäste einen Film zu aktuellen Tätigkeiten sehen. Foto: diephotodesigner.de
-
Zur Erläuterung diente ein einleitender Text sowie ein atmosphärischer Film, der Besucherinnen und Besucher auf das Leben in den Klöstern eingestimmt hat. Foto: diephotodesigner.de
-
Zur Übersicht: Auf einer Karte des heutigen Niedersachsens waren die wichtigsten Standorte der Klöster und von der Klosterkammer betreuten Liegenschaften sowie Forstflächen eingezeichnet. Foto: diephotodesigner.de
-
Darstellung der Welt: Mittig ist eine Kopie der Ebstorfer Weltkarte zu sehen, die größte Darstellung dieser Form aus dem Mittelalter. Mit Hilfe einer Medienstation konnten Gäste Informationen zu einzelnen Details erhalten. Foto: diephotodesigner.de
-
Artefakte zum Leben im Kloster: Ausgestellt waren beispielsweise Äbtissinnenporträts, Chorstühle und der vergoldete Äbtissinnenstab aus dem Kloster Medien (Mitte). Foto: diephotodesigner.de
-
In mit der Ziffer 2 bezeichneten Abschnitt standen die Menschen im Kloster im Mittelpunkt. Der Bereich 3 war überschrieben mit „Beten, arbeiten und lesen“. Foto: diephotodesigner.de
-
Links und rechts waren aufwendig verzierte Truhen aus Klöstern platziert, mittig ein Wandbehang – die meisten Stücke waren erstmals außerhalb der Klöster und Stifte im Verwaltungsbereich der Klosterkammer ausgestellt. Foto: diephotodesigner.de
-
Sophie Anne Dorothee von Hinüber, eine Äbtissin des Klosters Walsrode im 18. Jahrhundert, und die Beschäftigung der Klöster und Stifte mit ihrer eigenen Geschichte standen in diesem Ausstellungsraum im Mittelpunkt. Foto: diephotodesigner.de
-
Übergang in die Gegenwart: In einem Film (rechts ein Standbild mit einer Szene aus dem Kloster Medingen) waren die unterschiedlichen Tätigkeiten der Klosterkammer heute zu sehen. Foto: diephotodesigner.de
Ein wissenschaftlicher Beirat mit elf Mitgliedern aus Europa und Nordamerika hat sich in der Vorbereitungszeit zweimal im Jahr getroffen, um den Kurator bei der Konzeption und Objektauswahl zu beraten. Renommierte Experten der Fächer Geschichte, Kunstgeschichte und Theologie gaben durch ihre Kompetenz dem Projekt wichtige Impulse.
Darüber hinaus unterstützten Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben die Ausstellung durch ihre Mitgliedschaft im Ehrenkuratorium. Zu einem ersten Treffen des Gremiums kamen: Valentin Schmidt, Vorsitzender des Kuratoriums der Klosterkammer; Prof. Dr. Ulrike Beisiegel, Präsidentin der Universität Göttingen; Norbert Trelle, Bischof von Hildesheim a. D.; Renate von Randow, Äbtissin des Klosters Wienhausen; Klosterkammer-Präsident Hans-Christian Biallas; S.K.H. Ernst August, Erbprinz von Hannover; Staatssekretärin Andrea Hoops, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur; Dr. Ingo Meyer, Oberbürgermeister von Hildesheim; Dr. Heiko Blume, Landrat von Uelzen und Präsident des Lüneburgischen Landschaftsverbandes; Friedrich von Lenthe, Vorsitzender der I. Curie der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft. Weiterhin gehören dazu: Prof. Dr. Hansjörg Küster, Präsident des Niedersächsischen Heimatbundes; Dr. Gert Hoffmann, Präsident des Stiftungsrats der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz a. D.; Landesbischof Ralf Meister, Ev.-luth. Landeskirche Hannovers und Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer NiedersachsenMetall. Die Mitglieder drückten durch ihre Mitwirkung im Ehrenkuratorium ihre Verbundenheit mit der Klosterkammer aus und förderten das Projekt nach Kräften.
Um Kinder und Jugendliche für die Geschichte der evangelischen Klöster zu interessieren, wurde die Ausstellung von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm begleitet. In diesem Zusammenhang sind mehrere Publikationen erschienen: Einen Einstieg in das Thema gab eine Veröffentlichung für Kinder ab zwölf Jahren. Arbeitsmappen für den Schulunterricht boten vertiefende Informationen zur Vor- und Nachbereitung des Ausstellungsbesuches für Lehrkräfte. Ein Katalog mit Essays und Kurzbeiträgen zu allen gezeigten Objekten bietet einen Überblick über die gesamte Ausstellung mit ihren vielfältigen Exponaten.
Angaben zu Veröffentlichungen rund um die Ausstellung „Schatzhüterin“, die auch weiterhin über den Buchhandel zu beziehen sind, finden Sie auf dieser Internetseite und Veröffentlichungen ab 2017.