26.06.2024

Eindrücke aus dem Inneren einer Orgel

Klosterkammer fördert Orgel-Begehbarmachung in der Ilfelder St. Georg-Marien-Kirche

Klosterkammer-Dezernentin Antonie Dambacher im Inneren der Orgel in der Ilfelder St. Georg-Marien-Kirche. Foto: Thomas Barth

Viele Menschen empfinden die Musik einer Orgel als faszinierend oder beeindruckend, sei es bei einem Gottesdienstbesuch oder einem Konzert. Doch wie entsteht eigentlich der oft volle und vielschichtige Klang?

Das ist für Laien angesichts der Vielzahl an Pfeifen, Tasten, Pedalen, Registern und vor allem innenliegenden Bauteilen nur schwer nachvollziehbar. In der evangelischen Kirche St. Georg-Marien im thüringischen Örtchen Ilfeld, Ortsteil der Gemeinde Harztor, ist das anders. Wer dort der Orgel lauscht, kann neuerdings auch gleich das Innere des gewaltigen Instruments entdecken.

Im Rahmen einer Reinigung wurde die Orgel von 2023 bis 2024 so hergerichtet, dass sie nun begehbar ist und nicht nur ihr Klang hörbar, sondern auch ihre Funktionsweise erlebbar ist. Ein Orgelbauunternehmen hat dafür eine nicht tragende Holzwand im Inneren entfernt, eine Treppe eingebaut sowie mehrere Sichtfenster und weitere Vorrichtungen installiert. Dabei handelt es sich um Experimente, die beispielsweise den Windfluss im Instrument, die Ansteuerung der Pfeifen durch Tastatur und Pedal oder die Bewegung der Balganlage sichtbar machen.

Zwei Kinder bedienen die Balganlage der Orgel.

Zwei Kinder bedienen die Balganlage der Orgel. Foto: Thomas Barth

Die Kirchengemeinde möchte vor allem Kinder aus benachbarten Schulen und Kindertagesstätten zu Begehungen des Instruments einladen und ihnen die Faszination der Orgelmusik vermitteln. Aber auch Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde und Ilfelder Bürgerinnen und Bürger können von der neuen Möglichkeit profitieren. Schon bisher war die Kirche aufgrund ihrer günstigen Lage für Reisende ein beliebter Anlaufpunkt – nun ist sie um eine Attraktion reicher, vor allem da es bisher nur sehr wenige begehbare Orgeln in Deutschland gibt.

Den Umbau des Instruments hat die Klosterkammer Hannover mit 17.000 Euro, knapp der Hälfte der Gesamtkosten, gefördert. Die Mittel stammten aus dem Stift Ilfeld, einer Stiftung öffentlichen Rechts, die seit 1823 von der Klosterkammer verwaltet wird. Zur feierlichen Eröffnung am 14. Juni 2024 war die Georg-Marien-Kirche voll besetzt. Die Gäste, die wie üblich mit dem Rücken zur Orgel saßen, konnten das Orgelspiel über einen Livestream auf einer Leinwand im Altarraum miterleben und anschließend eine Begehung mitmachen. Als Vertreterin der Klosterkammer besuchte Antonie Dambacher, Dezernentin aus der Abteilung Förderungen, die Einweihung. Sie war sichtlich beeindruckt vom lebendigen Gemeindeleben: „Die Identifikation des Ortes mit seiner Kirche zeigt sich auch in der Vielzahl an Menschen, die bei dem Projekt der Begehbarmachung der Orgel selbst Hand angelegt haben und sich, meist ehrenamtlich, engagiert haben.“

Organistin und Projektleiterin Christine Heimrich (li.) im Gespräch mit Klosterkammer-Dezernentin Antonie Dambacher. Foto: Thomas Barth

Die besondere räumliche und historische Nähe der Georg-Marien-Kirche zum von der Klosterkammer verwalteten Stift Ilfeld bewegte bereits 2023 den Zuwendungsausschuss der Klosterkammer, 200.000 Euro für die dringend benötigte Kirchdacherneuerung in Aussicht zu stellen. Beide Fördermaßnahmen zusammen verfolgen das Ziel, das Denkmal zu erhalten und es gleichzeitig für Kinder, Jugendliche und weitere Interessierte zu erschließen, damit die Ilfelder Kirche auch künftig ein lebendiger Bezugspunkt im Ort bleibt. (dr)