05.08.0022

Ukrainische Flüchtlinge in Wohnungen der Klosterkammer untergebracht

Familien mit Kindern sorgen für Leben hinter den Klostermauern

Eine Gruppe geflüchteter Menschen aus der Ukraine steht zusammen mit Äbtissin Ulrike Kempe vor dem Haupteingang zum Kloster Marienwerder.

Ukrainische Flüchtlinge vor dem Kloster Marienwerder. Mit im Bild: Äbtissin Ulrike Kempe und Dolmetscherin Irina Wiesner (dritte und erste von rechts). Foto: Harald Koch. 

Auf die infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine entstandene Flüchtlingswelle hat die Klosterkammer Hannover reagiert und geflüchteten ukrainischen Menschen seit dem Frühjahr 2022 Unterkünfte zur Verfügung gestellt. 

Die Geflüchteten sind auf unterschiedliche Weise nach Deutschland gekommen, teils mit dem Zug, teils mit dem eigenen vollgepackten Auto. Manche sind direkt nach Hannover bzw. nach Niedersachsen gekommen, weil sie hier schon Bezugspunkte hatten. Andere haben eine richtige Odyssee durchgemacht, mit mehreren Zwischenstationen und verschiedenen Unterkünften. In der Regel sind es die Mütter mit ihren Kindern, die das Land verlassen haben, da die meisten Männer nicht ausreisen dürfen.

Das Kloster Marienwerder, eine Einrichtung für selbstbestimmtes Wohnen im Alter, hat kurz nach Kriegsbeginn drei Wohnungen hergerichtet. In diese sind fünf Familien mit insgesamt 14 Personen eingezogen, einige stammen aus der Hauptstadt Kyiv, eine aus dem mittlerweile stark zerstörten Charkiw im Osten des Landes. Alle Familien haben ihre Unterkünfte durch den Ukrainischen Verein Niedersachsen vermittelt bekommen.

Ebenso hat die Klosterkammer in ihrem Dienstgebäude in der hannoverschen Oststadt eine Zwei-Zimmer-Wohnung bereitgestellt, in der seit Mitte Mai 2022 eine ukrainische Mutter mit zwei Töchtern wohnt. Die drei waren im März aus ihrer Heimatstadt Poltawa bei Charkiw geflohen und hatten zunächst eine sehr beengte Unterkunft. Die Wohnung bei der Klosterkammer dagegen ist hell und geräumig und so freuen sich Mutter und Kinder, dort einen Platz gefunden zu haben.

Auch im Kloster Mariensee sind mehrere Familien mit insgesamt 13 Personen untergekommen, darunter sind auch einige Kleinkinder – diese bringen Leben in die altehrwürdigen Mauern.

Darüber hinaus wohnen im Kloster Wienhausen sowie im Stift Börstel jeweils Familien mit sieben Mitgliedern, darunter ebenfalls etliche Kinder. Im Kloster Lüne ist eine Einzelperson untergekommen.

Eine besondere Konstellation hat sich in Lamspringe ergeben. Dort sind 35 Flüchtlinge in vier Wohnungen untergebracht worden, unter anderem im zur Klosterkammer gehörenden Klostergebäude. Um die Einrichtung und Betreuung vor Ort kümmern sich die Kirchengemeinden, die Samtgemeinde Lamspringe sowie Vereine. „Zahlreiche Helferinnen und Helfer haben hier an einem Strang gezogen“, freut sich Kammerdirektor Andreas Hesse.

Auch an den anderen Orten wurden die Zimmer und Wohnungen unter anderem mithilfe von Spenden und dank der Unterstützung durch freiwillige Helfer ausgestattet.

An ihren momentanen Wohnorten gehen die geflüchteten Kinder und Jugendlichen in der Regel zur Schule. Sie erzählen, dass sie dort freundlich aufgenommen worden seien und sich wohlfühlten. Dank des Umgangs mit Gleichaltrigen lernen sie relativ schnell Deutsch.

Die Erwachsenen berichten, dass sie sich im Alltag mithilfe von Handy-Apps sowie mit Händen und Füßen verständigen. Sie verbringen viel Zeit mit den notwendigen Behördengängen. Sie alle eint der große Wunsch, möglichst bald wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Dies wollen sie aber erst tun, wenn es dort wieder sicher ist. Denn die kurzen Kriegserfahrungen mit Kindern, zum Beispiel Nächte unter Beschuss in Schutzräumen, waren traumatisierend. Via Internet und Handy halten die Familien nun Kontakt zu ihren Familien und Freunden, die Sehnsucht der Frauen nach ihren Männern ist groß. (dr)

Eine ukrainische Mutter sitz mit ihren zwei Töchtern in einer Wohnung der Klosterkammer.

Ukrainische Mutter mit zwei Töchtern in der Wohnung im Dienstgebäude der Klosterkammer. Foto: Harald Koch.