29.11.2018
NS-Zeit wissenschaftlich untersucht: Klosterkammer war angepasste Behörde
Förderung der Gedenkstättenarbeit in den kommenden fünf Jahren als symbolische Reaktion
Das Institut für Didaktik der Demokratie (IDD) der Leibniz Universität Hannover hat die Geschichte der Klosterkammer während des Nationalsozialismus einer kritischen Betrachtung unterzogen. Am 28. November 2018 präsentierten die Wissenschaftler Ergebnisse und die dazugehörige Publikation in Hannover.
Das Jahr 2018 steht für die Klosterkammer im Zeichen ihres 200. Geburtstags. Dieses Jubiläum hat das Institut für Didaktik der Demokratie zum Anlass genommen, die Geschichte der Klosterkammer während des Nationalsozialismus zu untersuchen. Neben der eigentlichen Behördengeschichte erforschten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Didaktik der Demokratie – dazu gehörten Dominik Dockter, Dr. Christian Hellwig, Carina Pniok sowie Christiane Schröder unter der Leitung von Prof. Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann – Themen wie den Einsatz von Zwangsarbeitern auf den landwirtschaftlichen Flächen und in den Forsten sowie die Klosterkammer und die Entnazifizierung nach 1945.
„Der Rückblick auf eine bedeutende Vergangenheit darf die Zeit von zwölf Jahren Parteiherrschaft der Nationalsozialisten nicht ausklammern“, sagte Hans-Christian Biallas, Präsident der Klosterkammer bei der öffentlichen Tagung am 28. November 2018, zu der die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Ergebnisse präsentierten. Gefördert wurde das Projekt von der VolkswagenStiftung sowie von der Klosterkammer. „Die gründliche Auseinandersetzung der Klosterkammer mit ihrem Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus hat die VolkswagenStiftung sehr gern unterstützt. Durch die Unabhängigkeit der Förderin konnte sichergestellt werden, dass die wissenschaftliche Untersuchung in der notwendigen kritischen Distanz vorgenommen werden konnte“, so Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung.
„Die wissenschaftliche Bedeutung des Projektes besteht darin, dass nun endlich einmal die für das Funktionieren des NS-Herrschaftssystems ebenfalls wichtigen Behörden, hier die Klosterkammer Hannover als obere Provinzialbehörde, in den Blick genommen und analysiert wurden“, so Prof. Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann, der das Projekt leitete. Als zentrales Ergebnis dreijähriger Forschung hielten die Wissenschaftler fest, dass der Alltag in der Klosterkammer umfassend nazifiziert gewesen sei.
Als symbolische Reaktion auf diese Ergebnisse wird die Klosterkammer die pädagogische Gedenkstättenarbeit in ihrem Fördergebiet, insbesondere die Arbeit mit Schulen sowie Jugendgruppen, innerhalb der kommenden fünf Jahre mit je 200.000 Euro fördern. Das Geld geht an die Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, die es im Rahmen ihres Antragsverfahrens an Initiativen und Gedenkstätten weitergeben wird. (ina)