Geistliches Leben
Traditionen lebendig erhalten: Frauen prägen seit vielen Jahrhunderten das Profil der christlichen Gemeinschaften in den Klöstern und Stiften. Die Klosterkammer schafft die Voraussetzungen dafür, dass kirchliche Arbeit möglich ist.
Fünfzehn Äbtissinnen und mehr als 100 Konventualinnen und Kapitularinnen der fünf Calenberger Klöster, der sechs Lüneburger Klöster und der vier Stifte erfüllen Aufgaben, die in den Ordnungen und Satzungen der einzelnen Häuser verbindlich festgelegt sind. Diese bestehen grundlegend darin, „alleinstehende, evangelische Frauen im Kloster zu einer Lebensgemeinschaft auf christlicher Grundlage zu verbinden, in der sie kulturellen, kirchlichen und sozialen Zwecken dienen können“. Darüber hinaus dienen die Konvente und Kapitel aber vielfältigen Zwecken, die den Menschen in Niedersachsen zugutekommen.
Kulturschätze bewahren
An erster Stelle weisen die geltenden Ordnungen und Satzungen auf die kulturellen Aufgaben der Klöster und Stifte hin. Die Kapitel und Konvente erfüllen sie in erster Linie mit der Pflege und Präsentation der ihnen anvertrauten wertvollen Kunstschätze. Wichtige Zeugnisse der abendländisch-christlichen Kultur werden hier nicht nur museal bewahrt, sondern sind Teil einer lebendigen Gemeinschaft. Die Führungen, die in allen Häusern vorwiegend die Konventualinnen und Kapitularinnen verantworten, können so persönlicher vermittelt werden, was in einem rein musealen Kontext nicht möglich wäre.
Kirchliche Arbeit gestalten
Von der kirchlichen Arbeit der Konvente und Kapitel sprechen die Ordnungen und Satzungen an zweiter Stelle. Die Klöster und Stifte nehmen diese Aufgabe in eigener Verantwortung sowie in enger Abstimmung mit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers wahr.
Die Konvente und Kapitel gestalten ihr gemeinschaftliches geistliches Leben nicht nur im Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes in der Klosterkirche und der Feier der großen Feste des Kirchenjahres. Auch die Wochentage erhalten mit regelmäßigen Andachten, Stundengebeten oder Chorstunden ihre besondere Prägung. In der Gestaltung dieser gemeinsamen Gebetszeiten folgt jedes Haus seiner eigenen Tradition.
Einige der Klöster und Stifte bieten auch Angebote für Frauen und Männer, die Stille, Einkehr und Begleitung suchen. Einzelgäste können für eine Zeit an der besonderen Atmosphäre des Ortes teilhaben, an Kursen teilnehmen oder im persönlichen Gespräch ihren Lebens- und Glaubensweg bedenken.
Die Klosterkammer Hannover erfüllt als staatliche Einrichtung nicht selbst geistliche Aufgaben, kann aber Klöstern und Stiften gemäß ihrer jeweiligen unterschiedlichen Rechtsbeziehungen die Möglichkeit zu kirchlicher Arbeit eröffnen und die äußeren Voraussetzungen dafür schaffen.
Sozialen Zwecken dienen
Die Ordnungen und Satzungen sprechen auch davon, dass die Konvente und Kapitel sozialen Zwecken dienen sollen. Eine besondere Bedeutung hat hier das Calenberger Kloster Marienwerder. In einem ambulanten Wohn- und Pflegezentrum finden Frauen aus den niedersächsischen Klöstern und Stiften einen Ort für ihren letzten Lebensabschnitt, den sie in der Geborgenheit klösterlicher Gemeinschaft selbstbestimmt gestalten können. Am Ende umfangreicher Baumaßnahmen werden in Marienwerder Ende 2020 achtzehn barrierefreie Apartments zur Verfügung stehen.
Eine Tagespflegeeinrichtung der Diakoniestationen Hannover gGmbH bietet Frauen aus den Klöstern und Interessierten aus dem Stadtteil das Angebot ganzheitlicher Pflege und Betreuung, insbesondere für Menschen mit dementiellen Erkrankungen.
Vielfältige Profile – ein gemeinsamer Auftrag
So sehr sich die grundsätzlichen Formulierungen der einzelnen Klosterordnungen und Satzungen gleichen, so unterschiedlich werden diese Aufgaben in den einzelnen Klöstern und Stiften umgesetzt. Daraus ergeben sich differenzierte Profile, die von verschiedenen Faktoren bestimmt werden. Je nachdem, ob sich ein Haus mitten in oder am Rande einer größeren Stadt befindet, ob es mit öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos erreichbar ist oder weit vom nächsten Bahnhof entfernt liegt.
Weiterhin macht es einen Unterschied, ob dort wertvolle Kunstschätze vorhanden sind, die auf erhebliches touristisches Interesse stoßen, oder ob lediglich die historische Bausubstanz auf die bedeutende Vergangenheit verweist. Ob die Aufgaben eines Konventes oder Kapitels auf vielen Schultern ruhen oder ob neben der Äbtissin nur wenige Frauen im Kloster oder Stift leben – all dies zeigt seine Wirkung in der Außendarstellung. Auch die Tatsache, ob die Arbeit von einer evangelischen Kommunität getragen wird oder ob ein Haus auf eine vielhundertjährige Tradition als freiweltliches Damenstift zurückblicken kann, ist hierbei von Bedeutung.
Bei aller Differenzierung der Profile ist den Klöstern und Stiften vieles gemeinsam: Sie sind seit Jahrhunderten Orte von großer religiöser, kultureller und ästhetischer Anziehungskraft. Sie sind Orte, an denen die abendländisch-christliche Kultur nicht museal bewahrt, sondern alltäglich von Frauen gelebt wird. Sie sind Orte, an denen es Frauen ermöglicht wird, in unterschiedlichen Gemeinschaftsformen ihr Leben individuell zu gestalten und gleichzeitig eine verbindliche Rahmung dieses Lebens zu erfahren. Sie sind Orte, an denen Frauen die Kraft des christlichen Glaubens, der geschichtlichen Überlieferung intensiv erfahren und sich gleichzeitig nachhaltig für unsere Gesellschaft engagieren.
Die Äbtissinnen, Konventualinnen und Kapitularinnen bringen bei den Klosterführungen, bei der Betreuung und Begleitung von Gästen sowie mit ihren anderen kirchlichen, kulturellen und sozialen Angeboten nicht nur in erheblichem Umfang ihre Arbeitsleistung ein. Als Menschen, die die Klöster und Stifte nicht nur sehr gut kennen, sondern sie auch ständig beleben und die in einer nahezu ununterbrochenen Kette von Generationen von Bewohnerinnen stehen, ermöglichen sie mit ihrer persönlichen Bindung und Prägung, ihrer starken Identifikation besondere Zugänge zu diesen Orten.
Klöster & Stifte im Bereich der Klosterkammer Hannover