10 Jahre Click im Kloster
Click im Kloster (kurz: CiK) ermutigt seit zehn Jahren an Fotografie Interessierte, besondere Orte zu erkunden: Die Gruppen unter Leitung des Fotografen und Künstlers Uwe Stelter sind dabei mit der Kamera in Klöstern, Stiften und Kirchen aus den Verwaltungsbereich der Klosterkammer unterwegs.
Von wertvollen Momenten, Neugier und der Lust am Fotografieren
Die Fotoseminar-Reihe Click im Kloster der Klosterkammer Hannover findet seit 2013 Anklang bei an Fotografie interessierten Erwachsenen und Jugendlichen. In 31 Workshops haben bislang über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit dem hannoverschen Fotografen und Künstler Uwe Stelter die Klöster und Stifte aus dem Verwaltungsbereich der Klosterkammer und die Landschaft, in die die Häuser eingebettet sind, mit der Kamera erkundet. Bis zu zwölf Teilnehmende können pro Kurs ins Klosterleben eintauchen und ihre eigene Perspektive entwickeln. Aus ihren Bildern entsteht anschließend eine großformatige Kollage, die im öffentlichen Raum ausgestellt wird.
Uwe Stelter ist seit zehn Jahren als Projektleiter von Click im Kloster für die Sonderbehörde aktiv. Kristina Weidelhofer, Pressesprecherin der Klosterkammer, hatte 2013 die Workshop-Reihe mit ihm aus der Taufe gehoben. Beide erläutern hier, wie die Idee entstanden ist und wie sich die Fotoseminare im Laufe der Jahre weiterentwickelt haben.
Wie kam 2013 die Zusammenarbeit der Klosterkammer mit Uwe Stelter zustande?
Kristina Weidelhofer: „Ich hatte 2012 als Pressesprecherin bei der Klosterkammer angefangen. Der damalige Präsident, Hans-Christian Biallas, kam auf mich zu und es hieß: ‚Frau Weidelhofer, denken Sie sich mal was für den Tag der Niedersachsen aus. Wir müssen da was machen!‘ Der Tag der Niedersachsen ist ein dreitägiges kulturelles Landesfest. Es findet alle zwei Jahre statt - jedes Mal an einem anderen Ort in Niedersachsen. 2013 war die Wahl auf Goslar gefallen und ein Teil dieser Großveranstaltung wurde auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Wöltingerode geplant – also einer der Liegenschaften der Klosterkammer. Das war natürlich Anlass genug, sich etwas Besonderes zur Präsentation unserer Behörde und ihrer Schützlinge auszudenken. Ein neues, öffentlichkeitswirksames Projekt war gefragt. Da brachte eine Kollegin aus der Klosterkammer Uwe Stelter ins Spiel. Sie hatte einen Fotokurs bei ihm besucht und war sehr begeistert davon.“
Uwe Stelter: „Tatsächlich fand ich das Prinzip ‚Click & Walk‘ damals schon spannend für meine Workshop-Angebote und hatte darin das Fotografieren mit Spaziergängen zu bestimmten Themenschwerpunkten verknüpft. Auch die großformatige Präsentation der Ergebnisse als Kollage hatte ich bereits erprobt. Schließlich war mir als Fotograf sogar die Klosterkammer schon bekannt, denn ich hatte in den Jahren 1983 und `84 für die Behörde gearbeitet. Im Team mit einem Kollegen waren wir durch die Klöster und Stifte der Klosterkammer gereist, um die Kunstschätze zur Inventarisierung abzulichten. Man muss sich vorstellen: Als junger Fotograf in den 80er Jahren stand ich mit meinen damals noch knallrot gefärbten Haaren und eher unsicher in punkto Etikette im Kontrast zu meinem konservativen Auftraggeber. Mein Vorteil drei Jahrzehnte später war, dass ich die Klöster und Stifte schon kannte und auch eine Ahnung von den besonderen Herausforderungen hatte, hier ein Foto-Projekt zu etablieren.“
Was waren das für Herausforderungen?
Kristina Weidelhofer: „Im Grunde wird bei CiK dort fotografiert, wo es eigentlich untersagt ist, denn Film- und Fotoaufnahmen in Gebäuden oder auf Flächen der Klosterkammer bedürfen unserer Einwilligung. Dies für einen Foto-Workshop zu ermöglichen, erfordert gute Vorbereitungen und Absprachen mit den Frauen, die im Kloster oder Stift leben. Unser Dank gilt insbesondere den Äbtissinnen, die aufgeschlossen für das Konzept waren und uns ihr Vertrauen geschenkt haben. Das ist etwas Besonderes. Ein wichtiger Baustein war natürlich auch, dass der damalige Präsident der Klosterkammer von der Idee begeistert war und ganz hinter der Sache stand. Hans-Christian Biallas war es immer ein Anliegen, die Klöster und Stifte zu öffnen und die Klosterkammer und ihr Wirken insgesamt transparenter und bekannter zu machen.“
Wer profitiert alles von Click im Kloster?
Kristina Weidelhofer: „CiK hat für alle Beteiligten einen Mehrwert: Die Klöster öffnen sich für neues Publikum, die Fotografinnen und Fotografen lernen die besonderen Orte kennen, zu denen sie sonst niemals so intensiven Kontakt hätten aufnehmen können. Auch die Kloster- und Stiftsbewohnerinnen selbst entdecken durch den frischen Blick der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Kloster manchmal wieder ganz neu. Und nach dem Aufstellen der Foto-Präsentation können auch Spaziergängerinnen und Spaziergänger sehen, was sie sonst nie präsentiert bekommen: Innenansichten eines Klosters oder Stiftes. All dies führt dazu, dass wieder weitere Menschen auf das Kloster aufmerksam werden, die hier vorbeikommen und dann eventuell Führungen durch das Kloster buchen, so dass es immer bekannter wird – und mit ihm all die tollen Veranstaltungen, die hier stattfinden und organisiert werden.“
Was waren besondere Höhepunkte für Click im Kloster seit 2013?
Kristina Weidelhofer: „Ein Meilenstein war auf jeden Fall die Click im Kloster-Ausstellung 2018 rund um das Landesmuseum Hannover anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Klosterkammer. Während im Landesmuseum die Jubiläumsausstellung mit dem Titel ‚Schatzhüterin‘ lief, sorgten parallel dazu 15 Ausstellungstafeln aus den Foto-Workshops für viel Aufmerksamkeit. Von Wennigsen über Wöltingerode bis Wienhausen – auf 4 mal 3 Meter großen Tafeln konnten wir in die Klöster und Stifte aus unserem Verwaltungsbereich besondere Einblicke gewähren und zeigen, was unsere Fotokurs-Teilnehmer für Perspektiven auf die historischen Anwesen haben.“
Uwe Stelter: „Das war einmalig! Egal ob Fußballfans, Maschseefest-Besucher, Marathon-Publikum, Berufspendler oder andere Passanten – viele verschiedene Menschen sind an der Ausstellung entlang flaniert. So viel Aufmerksamkeit bekommt ein Fotoprojekt hier in Hannover selten.“
Seit 2014 finden die CiK-Workshops auch regelmäßig mit Schülerinnen und Schülern statt. Was unterscheidet diese Workshops von den Seminaren mit Erwachsenen?
Uwe Stelter: „Jeder Workshop ist anders und spannend, weil die Gruppen immer unterschiedlich zusammengesetzt sind. Das gilt sowohl für Gruppen mit Erwachsenen als auch mit Jugendlichen. Die Schülerworkshops sind für mich sehr wertvolle Momente, weil junge Leute oft eine ganz andere Haltung zu Kirche, Glauben und Geschichte haben. Das spiegelt sich auch in ihren Fotos, die sind oft viel spielerischer. Es geht nicht darum, eine tolle Fotoausrüstung oder viel technisches Wissen zu haben. Auch mit einfachem Equipment wie der Handy-Kamera können die tollsten Bilder entstehen. Was es braucht, ist eine Portion Neugierde und Lust, sich offenen Blickes auf eine unbekannte Umgebung einzulassen.“
Welcher Workshop ist Ihnen hier besonders in Erinnerung geblieben?
Uwe Stelter: „Im Corona-Jahr 2021 waren wir mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern zum Fotografieren in der Stiftskirche Wunstorf. Die Sanierung der Kirche war nicht – wie ursprünglich geplant – zum Zeitpunkt des Workshops größtenteils abgeschlossen. Stattdessen war der gesamte Innenraum der Kirche noch eingerüstet; bis unter die Decke. Wir sind also mit Bauhelmen ausgestattet und durch den dortigen Bauleiter instruiert über die Gerüste gelaufen und konnten Fotoaufnahmen mit einem ganz eigenen Charme machen. Die Schülerinnen und Schüler fanden das auch großartig und waren vor allem sehr froh in Zeiten der Pandemie – mit all ihren negativen Folgen für den Schulunterricht – an einem solchen Kurs in Präsenz teilnehmen zu können.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Workshop-Reihe?
Uwe Stelter: „Ich wünsche mir natürlich noch weitere tolle Workshops in den Klöstern und Stiften der Klosterkammer und viele aufgeschlossene Teilnehmer. Darüber hinaus hätte ich Lust, auch andere Künste wie Literatur oder Musik in Kombination mit der Fotografie in das Projekt mit einzubinden. Ideen gibt es reichlich.“
Kristina Weidelhofer: „Ein offener Blick auf diese Welt ist immer ein guter Anfang, um etwas zum Guten zu verändern. Die Idee von CiK ist auch, diejenigen zu inspirieren, die meinen, sie hätten schon alles gesehen. Ich wünsche mir, das diese Foto-Workshop-Reihe weiterhin zur Aufklärung und zum Erkenntnisgewinn über die Klöster und Stifte beiträgt.“
Die Fragen stellte Sabine Löser.
Einen Eindruck zum Anhören vom 34. „Click im Kloster“ im Jubiläumsjahr finden Sie hier.