Umbau & Neubau
Leben in Baudenkmalen: Umbauten sind in den bewohnten Klöstern und Stiften wegen Bauvorschriften und sich ändernder Nutzung notwendig. Der Neubau von Gebäuden ist die Ausnahme. Es folgt eine Übersicht aktueller Projekte.
Neuplanung samt Vorarbeiten auf dem Stiftgutsgelände Ilfeld
Zeitraum: 2020-2021
Umfang: Planung neuer Nutzung auf dem Gelände des ehemaligen Stiftsgutes Ilfeld samt Abriss des baufälligen Tagelöhnerhauses
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent und Bauleitung Dr. Tim Wameling, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Im nicht mehr genutzten Verwalterhaus auf dem Grundstück des ehemaligen Stiftsgutes Ilfeld entsteht eine Kindertagesstätte. Bauherr ist das Stift Ilfeld, gesetzlich vertreten durch die Klosterkammer. Mieten und nutzen wird das Gebäude die Gemeinde Harztor. In unmittelbarer Nähe, ebenfalls auf dem Stiftsgutsgelände, errichtet der Landkreis Nordhausen eine Grundschule und plant dafür, unter anderem eines der historischen Gutsgebäude zu nutzen und auszubauen. Das Stift Ilfeld hat dem Landkreis Nordhausen ein entsprechendes Erbbaurecht bestellt. Schließlich baut das Stift Ilfeld auf dem Areal ein Revierleitergehöft als Wohn- und Arbeitsstätte für den Revierleiter des Stiftsforstbetriebs Ilfeld. Für die große, direkt hinter der Kirche gelegene Scheune wird noch eine Nachnutzung gesucht.
Das Stift Ilfeld investiert zur Revitalisierung der Fläche insgesamt eine mittlere siebenstellige Summe. Wo Neues entsteht, musste aber auch Altes weichen: Das denkmalgeschützte Tagelöhnerhaus auf dem ehemaligen Stiftsgutsgelände wurde im Frühjahr 2021 abgerissen. Das Gebäude von 1876 hatte rund 20 Jahre lang leer gestanden und war baufällig. Die Genehmigung für den Abriss erteilte das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege. Der historische Dachstuhl wurde zurückgebaut und eingelagert – mit dem Plan, ihn möglichst für ein neues Gebäude wiederzuverwenden.
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Südostansicht des sanierten Molkehauses mit den prägnanten bauzeitlichen Metallfenstern. Foto: Katja Hennig, Klosterkammer
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Eingangssituation mit sanierter Natursteintreppe. Als erster Rettungsweg und gemäß Arbeitsstättenrichtlinie musste das Geländer erhöht werden. Foto: Katja Hennig, Klosterkammer
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Südwestansicht des sanierten Molkehauses. Foto: Katja Hennig, Klosterkammer
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Zeitgemäßer Arbeitsplatz mit Böden aus Eichenholz und Natursteinwänden. Foto: Katja Hennig, Klosterkammer
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Die moderne Stahltreppe mit Eichenholzstufen erschließt in der Mitte des Gebäudes die beiden oberen Geschosse. Foto: Katja Hennig, Klosterkammer
Klostergut Wiebrechtshausen: Molkehaus zum Bürogebäude umgebaut
Zeitraum: 2020
Kosten: rund 600.000 Euro
Umfang: Instandsetzung und Umnutzung, denkmalgerechte Sanierung der Außenhülle inklusive Holz- und bauzeitlichen Metallfenstern, Einrichtung von modernen Büroflächen und neuer Treppe im Innenraum
Zuständige: Baudezernent Dr. Tim Wameling und Planerin Katja Hennig als Bauherrenvertretung, Abteilung Bau- und Kunstpflege; Chris Preuß, Bauherrenvertretung von der KWS Saat SE, Oliver Heinen, Bauleitung aC. archConcept Meyfarth + Partner
Investition der Pächterin macht Revitalisierung des Baudenkmals möglich: Seit mehr als 20 Jahren stand das historische Molkehaus auf dem landwirtschaftlichen Gut Wiebrechtshausen leer. Mit großem finanziellen Engagement der KWS Saat SE wurde das Gebäude mit den prägnanten Natursteinfassaden und den historischen Metallfenstern saniert.
Ab 2021 startet dort in einer Mischung aus modernen Arbeitsplatz und historischen Ambiente eine Betriebseinheit der KWS ihre Arbeit. Die Außenhülle mit Fenstern und Türen aus Metall und Holz sowie der Außentreppe aus Sandstein wurden konsequent im Sinne des Denkmals saniert beziehungsweise nachgebaut. Im Inneren finden zwischen Eichenholz und Natursteinoberflächen auch moderne Elemente ihren Platz, um die zeitgemäße Nutzung als Büroräumlichkeiten zu ermöglichen.
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Blick in eine modernisierte Wohnung im Obergeschoss des Südflügels. Foto: Micha Neugebauer
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Blick in eine Wohnung des Erdgeschosses im Südflügel. Foto: Micha Neugebauer
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Wiederhergestellter Kreuzgang im Erdgeschoss des Südflügels. Foto: Micha Neugebauer
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Blick in eine der barrierearm gestalteten Toiletten, hier im Obergeschoss. Foto: Micha Neugebauer
Modernisierung des Klosters Marienwerder, 2. Bauabschnitt Südflügel
Zeitraum: 2017/2018
Kosten: rund 590.000 Euro
Umfang: Neugestaltung und Modernisierung von acht Wohnungen inklusive der Haustechnik und des Brandschutzes
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent Dr. Tim Wameling, Planerin Katja Hennig und Bauleiterin Marie-Luise Gotthardt, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Wie im ersten, so waren auch im zweiten Bauabschnitt im Kloster Marienwerder dringender Modernisierungsbedarf in den Bereiche Elektrotechnik, Brandschutz, Wärmeversorgung, Trinkwasserhygiene vorhanden. Hinzu kamen einige substanzielle Schädigungen durch Alterung, Hausschwamm und Holzschädlingsbefall.
Die acht im Obergeschoss gelegenen, etwa 25 Jahre alten, recht beengten und dunklen Appartements mit einer Grundfläche von 30 Quadratmetern waren nicht mehr zeitgemäß. Zudem konnten sie aus baurechtlicher Sicht nicht als abgeschlossene Wohnung deklariert werden, denn sie verfügten weder über eine Küche noch über ausreichend Stauraum. Zur Realisierung des in der Grundkonzeption des Klosters festgelegten Modells zum „selbstständigen, ambulant betreuten Wohnen im Alter“ sind die abgeschlossenen Wohneinheiten jedoch zwingend erforderlich.
Die architektonische Lösung bringt Licht und Großzügigkeit, sie öffnet die Wohnungen in weiten Teilen zum Dachraum und legt je vier Zimmer zu einer Wohnung zusammen. Die Erdgeschosswohnungen wurden modernisiert, mit einem verglasten Flur versehen und mit optisch vergrößerten Innenfenstern bestückt. Durch Wegverlagerung der deckengeführten Installationsleitungen, die Verwendung historisch passender Materialien (Holz, Putz, Sandstein) und den Einsatz wirkungsvoller Beleuchtung konnte der Kreuzgang wieder als solcher erlebbar gestaltet werden.
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Blick auf die hinter den Scheunentoren liegende Fassade des WC-Traktes. Foto: Micha Neugebauer
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Innenraumansicht der neu eingebauten Sanitäranlage. Foto: Micha Neugebauer
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Die moderne barrierefreie Toilette fügt sich in den historischen Kontext ein. Foto: Micha Neugebauer
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Detailansicht der Tür von außen. Foto: Micha Neugebauer
Klosters Mariensee: Einbau barrierefreier Toiletten im Stallgebäude
Zeitraum: 2017/2018
Kosten: rund 52.000 Euro
Umfang: Einbau von sechs barrierefreien Besuchertoiletten in das Stallgebäude
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent und Bauleitung Dr. Tim Wameling, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Toiletten stellen für Architekten und Bauleiter eine Herausforderung dar: Die zur Verfügung stehende Fläche ist in der Regel begrenzt, die Gestaltung folgt den unabdingbaren funktionalen Anforderungen und viele Baugewerke sind auf kleinstem Raum vereint.
Bis dato gab es für größere Besuchergruppen im Kloster Mariensee keine ausreichenden Toiletten und eine barrierefrei nutzbare Toilette fehlt. Der historische Pferdestall liegt auf gleicher Ebene zwischen Parkplatz und Kloster, zudem stand ein Gelass leer – ideal also für den Einbau der sechs Toiletten.
Abwasser, Frischwasser und Strom mussten aufwändig über Kanäle herangeführt werden. Insofern blieb für den Innenausbau nur ein sehr knappes Budget. Der Charakter des Gebäudes sollte nicht verändert werden – die Fassade wurde somit hinter das große Flügeltor platziert. Der Innenraum folgt mit seinen Materialien, Farben und Formen dem Thema Stall. Der Boden wurde nicht gefliest, sondern der Estrich wischfest gestrichen.
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Mit der Öffnung des Daches über dem Anbau gewinnt der gesamte Raum an Spannung, gleichzeitig finden hier die Musiker ihren gewünschten Platz. Foto: Micha Neugebauer
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Der schlichte weiße Neuanstrich des Raumes einschließlich des Dachtragwerks lässt die alten Bleiverglasungen der Fenster im neuen Glanz erstrahlen. Foto: Micha Neugebauer
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Im mit einigen Holzbalken ergänzten Dachtragwerk findet die neue Heiz- und Lichttechnik einen unauffälligen Platz. Foto: Micha Neugebauer
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Blick in die Kapelle vor der Sanierung. Fotos: Klosterkammer/Katja Hennig
Sanierung der Friedhofskapelle Wennigsen
Zeitraum: 2017
Kosten: rund 125.000 Euro
Umfang: Neugestaltung von Optik und Technik des Innenraums
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent Dr. Tim Wameling, Entwurf und Planung Katja Hennig, Bauleiter Mathias Riethmüller, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Der Innenraum des schlichten, eingeschossigen Baus aus dem Jahr 1961 bot nicht mehr die gewünschte Atmosphäre für einen Abschied. Er wurde optisch „aufgeräumt“, durch die Öffnung des Dachraumes über dem Anbau erhalten die Musiker auf der neuen Empore einen geeigneten Platz.
Das hölzerne Tragwerk wurde partiell mit sechs auf dem Ringbalken aufliegenden Balken ergänzt. Zwischen die Balken sind Heizstrahler zur temporären Aufheizung des Raumes bezüglich Höhe und Abstrahlwinkel optimal platziert. Der Raum bekommt in der Kombination von neuer Technik, Licht und Farbgestaltung ein verändertes, modernes Gesicht, ohne seine Herkunft zu verleugnen.
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Die Büroräume im Klosterrentamt Osnabrück nach der Renovierung. Foto: Tobias Schwertmann
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Frisch renoviert: Die Erdgeschosswohnung im Gebäude des Rentamtes. Foto: Tobias Schwertmann
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Kurzer Weg ins Grüne: Über die Stahltreppe ist der Zugang aus der Wohnung in den Garten gewährleistet. Foto: Tobias Schwertmann
Modernisierung und Sanierung im Klosterrentamt Osnabrück
Zeitraum: 2016/2017
Kosten: rund 125.000 Euro
Umfang: Renovierung von Büroräumen sowie Grundinstandsetzung einer Wohnung
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernentin Christina Lippert, Bauleitung Henrik Boldt, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Im Klosterrentamt Osnabrück, erbaut 1910, befinden sich die Verwaltungsräume des örtlichen Rentamtes der Klosterkammer sowie drei Mietwohnungen. Im Rahmen einer Baumaßnahme wurden 2016 zwei Büroräume des Rentamtes renoviert und die Erdgeschosswohnung mit rund 100 Quadratmetern Wohnfläche grundinstand gesetzt.
Der Standard der Wohnung entsprach zuvor noch dem der 1960er-Jahre. So war es erforderlich, die haustechnischen Anlagen und das Bad komplett zu erneuern. Aus energetischen Gründen wurden zudem die Fenster und Terrassentüren ausgetauscht. Die Aufteilung der Fenster und Türen folgt wieder dem historischen Vorbild. Über eine neu errichtete Stahltreppe gelangen die Mieter direkt in den zur Wohnung gehörenden Gartenanteil.
Den Abschluss finden die Arbeiten im Klosterrentamt Osnabrück 2017 mit der Überarbeitung der Außenanlagen und der Erneuerung der Eingangstreppe