Restaurierung & Kunstgeschichte

Vom Mittelalter bis zur Neuzeit: Die Klosterkammer betreut rund 12.000 Kunstgegenstände verschiedener Materialgruppen aus dem 11. bis 20. Jahrhundert. Sie sind Teile historischer Bauten, ausgestellt, eingelagert oder werden noch immer verwendet. Es folgt eine Übersicht aktueller Projekte.

Modernisierung der Ausstellung im Textilmuseum des Klosters Lüne

Zeitraum: 2022-2023
Kosten: rund 200.000 Euro
Umfang: Erneuerung der Vitrinen- und Sicherheitsbeleuchtung, Ertüchtigung der Flucht- und Rettungswege
Zuständige der Klosterkammer: Abteilung Bau- und Kunstpflege: Restauratorinnen Kirsten Schröder und Tanja Weißgraf (Vitrinen, Vitrinenbeleuchtung, Objektbetreuung), Christina Lippert und Reinhard Benhöfer (Notausgang und Sicherheitsbeleuchtung), Dr. Jörg Richter (Konzept, Vitrinenbeschriftung)

Unter den textilen Kunstschätzen des Klosters Lüne finden sich international bedeutsame, aus vorreformatorischer Zeit überlieferte Bestände an Leinen- und Wollstickereien. Neben sechszehn großformatigen Bildteppichen und Altartüchern werden wertvolle Textilien und Vasa Sacra, sakrale Gerätschaften für den Gebrauch während des Gottesdienstes, in Glasvitrinen präsentiert.

Gegenstand des Projektes war die Erneuerung der Vitrinenbeleuchtung sowie der Einbau einer Sicherheitsbeleuchtung im gesamten Gebäude aus dem Jahr 1995. Zur weiteren Ertüchtigung der Flucht- und Rettungswege im Textilsaal war die Schaffung eines neuen Ausgangs notwendig. Der zweite Notausgang machte zudem die Neukonzeption, die Umsetzung und den Abbau von Bestandsvitrinen sowie den Neubau von Ersatzvitrinen erforderlich.

Die Steuerung der Vitrinen- und Raumbeleuchtung war stark störanfällig und entsprach auch hinsichtlich des Farbwiedergabewertes nicht mehr dem heutigen konservatorischen Standard. Die Beleuchtungsstärke war zum Schutz der Objekte vor Lichtschädigung sehr gering gehalten, was bei Museumsbesuchern häufig einen Mangel an räumlicher Orientierung verursachte. Grundbeleuchtung des Raumes und Vitrinenbeleuchtung wurden angepasst. Störende Lichtreflexe auf den großen Glasfronten der Vitrinen konnten dank neuer Technik minimiert werden.

Die neueste Generation an LED-Leuchtmitteln ermöglicht es nun, eine angenehme Raumbeleuchtung mit den hohen Anforderungen zugunsten der empfindlichen Museumsobjekte in Einklang zu bringen. Eine gleichmäßige, konturreiche und farbneutrale Ausleuchtung der Lüner Kunstschätze macht ihre Farbigkeit und Materialität neu erlebbar und würdigt den einzigartigen Bestand im Kloster Lüne.


Erneuerung der Ausstellung im Textilmuseum des Klosters Wienhausen

Zeitraum: 2020-2022
Baukosten: rund 208.000 Euro
Umfang: Erneuerung der Ausstellungspodeste und der Beleuchtung
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernentin Christina Lippert, Leiterin der Restaurierungswerkstatt Corinna Lohse, Abteilung Bau- und Kunstpflege

Die textilen Kunstschätze aus Kloster Wienhausen gehören weltweit zu den bedeutendsten Beständen. Großformatige Bildteppiche, wertvolle Leinenstickereien und Figurenornate werden seit 1993 in Ganzglasvitrinen präsentiert.

2015 wurde innerhalb der Vitrinen eine bedenkliche Konzentration an Essigsäure festgestellt, verursacht durch die alternde Klebemasse der hölzernen Ausstellungspodeste. Um eine Schädigung der textilen Fasern zu verhindern, war ein Austausch erforderlich und bot zugleich die Möglichkeit, das Farb- und Ausstellungskonzept zu überarbeiten.

Ein 2018 durchgeführtes Vorprojekt diente der Kostenermittlung und Schaffung von Planungsgrundlagen. Die in modulbauweise gefertigten Podeste bestehen aus nicht korrosiven und schadstofffreien Materialien. Pulverbeschichtete Aluminiumgestelle mit vorderseitig eingehängten, stoffbespannten Platten dienen als neue Präsentationspulte.

Die parallel erneuerte Objektbeleuchtung ermöglicht eine gleichmäßige, konturreiche und farbneutrale Ausleuchtung.

Durch die neue Lichttechnik und den Wechsel im Farbkonzept sind die Textilien in Textur und Farbigkeit neu erlebbar.


Konservierung des Retabels und der Kanzel der Klosterkirche Lüne

Zeitraum: Oktober 2021
Kosten: Eigenleistung der Abteilung Bau- und Kunstpflege und rund 13.000 Euro
Umfang: Reinigung, Festigung und Retusche am Flügelretabel und der Kanzel
Zuständige der Klosterkammer: Leiterin Corinna Lohse, Restauratorinnen Kirsten Schröder, Christiane Adolf, Restaurierungswerkstatt

In Vorbereitung auf das 850-jährige Jubiläum des Klosters Lüne in 2022 stand die Konservierung des Kunstinventars in der Klosterkirche im Fokus. Im Laufe des Oktobers 2021 wurde der rund 500 Jahre alte Schnitzaltar und die 1609 datierte Kanzel konserviert. Neben Mitarbeiterinnen der Restaurierungswerkstatt waren externe Restauratorinnen und Restauratoren in der Klosterkirche tätig.

Das Flügelretabel mit der Darstellung der Kreuzigung und vier weiteren Szenen im Mittelschrein erzählt die Leidensgeschichte Jesu Christi, flankiert von Heiligen- und Apostelfiguren in den Flügeln. Laut Klosterchronik stiftete der damalige Klostervorsteher Propst Johannes Lorbeer das Retabel 1524 für den Hochaltar. Die Restauratorinnen begannen mit einer Trockenreinigung, danach wurden die Holz- und Malschichten gefestigt. Anschließend erfolgte die Retusche.

Die Kanzel zeigt ebenfalls das Leben Christi mit Geburt, Taufe, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt. Über den Kanzelaufgang mit den Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes erreicht man über elf Stufen den Kanzelkorb. Auch dort erfolgten Reinigung, Festigung und Retuschearbeiten. Unter anderem wurden die Farben des Sternenhimmels am sechseckigen Schalldeckel der Kanzel mit Aquarellfarben ausbessert.


Restaurierung des Chorfußbodens in der St. Godehard-Kirche Hildesheim

Zeitraum: 2020-2022
Kosten: rund 30.000 Euro
Zuständige der Klosterkammer: Leiterin Corinna Lohse, Restaurator Johannes Mädebach, Restaurierungswerkstatt

Der Chorfußboden der Hildesheimer Basilika St. Godehard ist knapp 100 Quadratmeter groß und ist in seiner Fertigungsart neben den inkrustierten Chorböden von Bassum und Bücken einzigartig nach dem Mittelalter in Niedersachsen. Über viele Jahre war das Kunstwerk unter einem Teppich verborgen, neben einer starken Verschmutzung zeigten sich nun Risse, Ausbrüche und Hohlstellen. Die Arbeiten dauerten mehr als ein Jahr und wurden von externen Restauratorinnen durchgeführt. Die Farben leuchten seitdem wieder satt und Details in der Darstellung, die im 19. Jahrhundert nach Entwürfen des Kölner Malers Michael Welter entstanden waren, treten hervor.

Im Zentrum steht St. Godehard, dargestellt als rettende Arche auf dem Berg Ararat in einem Kreismedaillon. Die seltene Werktechnik stellte für die Restaurierung eine Herausforderung dar: Der Hildesheimer Bildhauer Friedrich Küsthardt hatte damals mit Hochbrandgips gearbeitet. In diesen hatte er Formen eingekerbt und mit eingefärbtem Gipsmörtel wieder aufgefüllt. Die Technik war durch damals neu aufgefundene mittelalterliche Inkrustationsböden im Hildesheimer Dom wiederbelebt worden. Um Ausbrüche zu verfüllen, die im Lauf der Zeit entstanden waren, mussten die Restauratorinnen die verschiedenfarbigen Gipsmörtel aufwendig nachstellen und niveaugleich einbringen, Hohlstellen verfüllen und den Boden durch eine erneuerte Versiegelung schützen.


Revision des Kunstinventars im Kloster Wennigsen

Zeitraum: 2019-2021
Kosten: Eigenleistung der Abteilung Bau- und Kunstpflege
Zuständige der Klosterkammer: Jörg Richter, Kunsthistoriker; David Mühlenhaupt, Restaurator

Die von der Klosterkammer betreuten Klöster, Stifte und Kirchen verfügen über umfangreiche historische Ausstattungen, deren Teile seit 2015 in einer Datenbank erfasst werden.

Das Kunstinventar des Klosters Wennigsen war 1986/87 erstmals auf Karteikarten verzeichnet worden. Seither haben sich die Standorte der Objekte vielfach verändert. Hinzu kommt, dass sich die Kriterien, nach denen ein historisches Objekt im Sinne des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes als schutzwürdig anzusehen ist, geändert haben. Deshalb wurde das Kunstinventar grundsätzlich neu gesichtet und die Angaben dazu auf einen aktuellen Stand gebracht.

Im Zuge der Inventarrevision entstanden 498 Datensätze, die grundlegende Angaben zu den Objekten mit kulturhistorischem Zeugniswert im Kloster Wennigsen enthalten. Zu den längst in ihrem Wert erkannten Arbeiten – etwa den Altären, der Kanzel, der Orgel – traten neue Objekte, die bislang nicht erfasst waren. Dazu gehören beispielsweise archäologische Funde und Arbeiten der Künstlerin Theda Tielking (1921-2002), die im Kloster Wennigsen gelebt hat. Ebenso dazu gehört die Sargdecke des Klosters Wennigsen, die vor der Beisetzung über die Särge von Äbtissinnen und Konventualinnen gebreitet worden ist.


Konservierung des Marienaltars im Kloster Wienhausen

Zeitraum: 2019
Von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Restaurierungswerkstatt bearbeitet
Umfang: Untersuchung, Reinigung und Festigung der Farbfassung
Zuständige der Klosterkammer: Leiterin Corinna Lohse, Restauratorinnen Kirsten Schröder, Christiane Adolf und Restaurator David Mühlenhaupt, Restaurierungswerkstatt

2019 wird im Kloster Wienhausen das 500-jährige Jubiläum des Flügelaltars im Nonnenchor gefeiert. Jener Marienaltar wurde im Jahre 1519 durch die Äbtissin Katharina Remstede und dem Propst Wulbrand von Oberge gemeinschaftlich gestiftet. Er ist bemerkenswert in seiner Bilddarstellung und in Hinblick auf die Entstehungszeit in den Jahren des Umbruchs nach der Reformation bedeutungsvoll.

Anlässlich des Geburtstages untersuchten Mitarbeiter der Klosterkammer den Zustand des Retabels und seine bis heute original erhaltene Farbfassung. Um an den Reliefs arbeiten zu können, wurde hierzu ein Gerüst aufgestellt. Für die anschließend notwendige Reinigung kamen verschiedene weiche Pinsel und spezielle Reinigungsschwämme zum Einsatz. In Teilen wurde die Farbfassung gefestigt.

 

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