19.04.2017

Eröffnung 33. Frauenort im Kloster Mariensee

Ausstellungen zum Gebetbuch der Äbtissin Odilie von Ahlden und der Reformation

Kamen zur Eröffnung (v. l.): Hella Mahler, Gleichstellungsbeauftragte Ev.-luth. Landeskirche Hannovers; Dr. Henrike Lähnemann, Oxford; Äbtissin Bärbel Görcke; Andreas Hesse, Kammerdirektor Klosterkammer; Petra Rudszuck, stellv. Regionspräsidentin; Dr. Heike Köhler, Oberkirchenrätin Ev.-luth. Landeskirche Hannovers; Ursula Thümler, Kuratorium Frauenorte Niedersachsen; Mechthild Schramme-Haack, Vorstand Landesfrauenrat.
Foto: Carola Faber

Am 17. April 2017 ist der 33. Frauenort Niedersachsen im Kloster Mariensee zur Erinnerung an die Äbtissin Odilie von Ahlden eröffnet worden. Bis zum 8. Oktober 2017 sind dort Ausstellungen zum Gebetbuch der Äbtissin Odilie von Ahlden sowie zur Reformation zu sehen.

Klöster waren schon immer Orte, an denen kluge Frauen gewirkt haben. Eine dieser Frauen im 15. und 16. Jahrhundert war die Äbtissin Odilie von Ahlden. An sie will der Landesfrauenrat Niedersachsen e.V. dadurch erinnern, dass er das Kloster Mariensee in den Kreis der Frauenorte Niedersachsen aufgenommen hat. Der Landesfrauenrat Niedersachsen e.V. wählte das Kloster aus, weil Äbtissin Odilie von Ahlden 1522 dort ihr Gebetbuch vollendete, eine kostbare Handschrift für den Gebrauch während der täglichen Gebetszeiten. Es handelt sich um liturgische Texte in der Tradition des Zisterzienserordens, die von den Nonnen in Mariensee gebetet und gesungen wurden. Der Konvent sah sich in der Tradition des alten Reformordens. Zwanzig Jahre später, 1542, erließ die damalige Regentin Elisabeth von Calenberg-Göttingen eine evangelische Kirchenordnung. Das führte nicht dazu, dass der liturgische Gebrauch des Gebetbuchs eingestellt wurde, vielmehr sind einzelne Texte für den Gottesdienst im reformatorischen Sinn geändert worden. Damit ist die Handschrift aus vorreformatorischer Zeit ein bedeutendes Zeugnis für die Kontinuität des geistlichen Lebens im Kloster Mariensee.

Mit der Eröffnung des Frauenortes präsentiert das Klostermuseum zum ersten Mal über einen längeren Zeitraum das Gebetbuch der Äbtissin Odilie von Ahlden. Die Ausstellung wurde realisiert als eine Kooperation des Klosters Mariensee und der Klosterkammer Hannover mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Neustadt am Rübenberge und der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. In Kreuzgang und Abtei ist darüber hinaus eine Ausstellung zu sehen, die das Gebetbuch und zentrale Themen der Reformation in Drucken und Kollagen aktualisiert: „Reform@tion – Wer sich angesprochen fühlt, ist auch gemeint!“ von Linda Schwarz.

Zur Eröffnung stellte Mechthild Schramme-Haack vom Landesfrauenrat Niedersachsen die Initiative Frauenort Niedersachsen vor und erläuterte: „Unser frauen- und kulturpolitisches Ziel ist es, Namen und Leistungen von ausgewählten historischen Frauenpersönlichkeiten in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.“ Grußworte sprach Andreas Hesse, Kammerdirektor der Klosterkammer, die das Kloster Mariensee als eines der fünf Calenberger Klöster verwaltet. Er verwies darauf, dass das Gebetbuch die einzige Handschrift darstellt, die aus der Zeit vor der Reformation im Kloster Mariensee erhalten geblieben ist. „Dass dieses Buch über Jahrhunderte hinweg bewahrt worden ist, spricht für seine Wertschätzung innerhalb der klösterlichen Gemeinschaft“, sagte Andreas Hesse.

Weitere Grußworte sprach Pastorin Hella Mahler von der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Den Einführungsvortrag hielt Professorin Henrike Lähnemann aus Oxford zum Thema „Behüte und bewahre diesen Ort – ein Frauenkloster zwischen Reform und Reformation“. Die Wissenschaftlerin ist Expertin für das Werk, weil sie sich über viele Jahre mit dem Gebetbuch auseinandergesetzt und die Texte ins Deutsche übersetzt hat. Zum Abschluss stand eine österliche Vesper mit Texten aus dem Gebetbuch der Äbtissin Odilie von Ahlden auf dem Programm.

Frauenorte Niedersachsen ist eine Initiative des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V., die Leben und Wirken bedeutender historischer Frauenpersönlichkeiten lebendig werden lässt und in der breiten Öffentlichkeit bekannt macht. Die Initiative will auch dazu beitragen, dass Frauengeschichte und Frauenkultur einen festen Platz im Spektrum kulturtouristischer Angebote erhalten. Weitere Informationen im Internet unter: www.frauenorte-niedersachsen.de. (lah)